Über die Edition

Das Projekt „Kommentierte Edition der Briefe Ernst Tollers“ wurde vom österreichischen Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) finanziert und von 2012 bis 2016 am Institut für Germanistik der Universität Koblenz-Landau unter der Leitung von Prof. Dr. Stefan Neuhaus durchgeführt. Das Projekt verfolgte das Ziel, die Briefe des Schriftstellers Ernst Toller (1893−1939) möglichst lückenlos zu erschließen und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Im Zuge dieser Arbeiten wurden mehrere hundert Archive in aller Welt kontaktiert und über 1.600 Briefe von Toller sowie – zu Kommentarzwecken – über 1.200 Briefe an Toller gesammelt und transkribiert.

Das Ergebnis wurde auf zweierlei Weise zugänglich gemacht: Parallel zur zweibändigen Printausgabe im Wallstein Verlag wurde die vorliegende TEI-XML basierte Hybridedition entwickelt, die zwar vorerst ohne Kommentar erscheint, dafür aber mit vielseitigen Suchoptionen sowie weiterführenden Links ausgestattet ist. Die Briefnummerierung wurde in beiden Veröffentlichungsformen konkordant gestaltet, so dass einzelne Briefe möglichst einfach (auch direkt über die URL) aufrufbar sind. Für die Zukunft ist geplant, auch für die digitale Edition den Kommentar freizuschalten und die Werkausgabe ebenfalls zu digitalisieren, um so »den ganzen Toller« der Forschung per Mausklick zur Verfügung zu stellen.

Was zum Teil schon für die Werke Tollers, insbesondere die Reden und publizistischen Texte gilt (vgl. TW, Bd. 4.2, S. 1373), trifft in weit stärkerem Maß auf die Briefe zu: Der Anspruch auf Vollständigkeit hat zwar die (Recherche-)Arbeit der EditorInnen bis über das Projektende hinaus angetrieben, jedoch setzen die biographischen Umstände Tollers und zahlreicher seiner KorrespondenzpartnerInnen, die politische Verfolgung 1918 und der spätere nationalsozialistische Terror diesem Anspruch eine Grenze. Nicht erst durch das Exil, sondern schon durch die Zensurmaßnahmen in der Festungshaft und die häufigen Wohnungswechsel Tollers nach der Freilassung sind zahlreiche Korrespondenzen verloren gegangen bzw. der Willkür der Justiz zum Opfer gefallen. Der Verbleib vieler Nachlassmaterialien bleibt ungeklärt. Durch die voranschreitende Aufarbeitung von Archivmaterialien ist davon auszugehen, dass weiterhin noch unbekannte Briefe auftauchen. Viele Briefe befinden sich vermutlich in Privatbesitz und sind somit für die Forschung nicht zugänglich.

Aufbau und editorische Richtlinien

Die Ausgabe versammelt sämtliche zum Zeitpunkt ihres Erscheinens ermittelten Briefe Ernst Tollers. Jedem Brief ist eine Nummer vorangestellt, über die er eindeutig identifizierbar ist. Über diese Nummer ist der Brief auch in der Printausgabe auffindbar.

Die Such- und Sortierungsfunktionen ermöglichen sehr gezielte Abfragen, z. B. kann neben der Volltextsuche oder der Suche nach genannten Personen und Werken eine zeitliche Eingrenzung vorgenommen oder nach Briefen an einen bestimmten Empfänger gesucht werden. 

Im Titel des jeweils angezeigten Briefes ist der Adressat ausgewiesen. Darauf folgt ein Briefkopf, der auf die Datierung und den Absendeort hinweist. Über den grau hinterlegten Pfeil rechts daneben können die folgenden weiteren Metadaten aufgerufen werden, sofern diese vorlagen oder zu erschließen waren:

– Medium (Brief, Postkarte, Telegramm), Umfang in Seiten, Angabe über Hand- (M) oder Maschinenschriftlichkeit (T); Beschreibung
– Provenienz, Signatur
– Publikationsort (sofern zutreffend)

Zudem findet sich hier eine Aufzählung der im Brief erwähnten Personen, welche kurz kommentiert und mit Wikipedia verlinkt sind.

Auf den Abdruck vorgedruckter Briefköpfe wurde verzichtet. In der Hybridedition sind die Varianten und Emendationen vorerst noch nicht ausgewiesen, da sie in den Apparat aufgenommen wurden. Grundsätzlich wurden jedoch sowohl der Brieftext als auch seine Formatierung inklusive Hervorhebungen soweit als möglich vom Original übernommen. Die einzige Ausnahme betrifft Sperrungen, die in der Ausgabe als Kursivierungen dargestellt werden. Um den Lesefluss aber nicht unnötig zu unterbrechen, wurden eindeutige Fehler emendiert. Dies gilt für Grammatikfehler ebenso wie für Rechtschreibfehler und Zeichensetzungsfehler. Emendationen wurden nur dann nicht ausgewiesen, wenn sie an offensichtlichen Flüchtigkeitsfehlern wie Buchstabendrehern und eindeutig falsch gesetzten Kommata oder Anführungszeichen vorgenommen wurden. In Tollers oft eigenwillige Rechtschreibung und Zeichensetzung wurde nicht eingegriffen.

Auf Emendationen insbesondere grammatikalischer Inkorrektheiten wurde verzichtet, wenn der Eingriff den Text stark verändert oder weitere Fehler nach sich gezogen hätte. Wenn Fehler als Stilmittel plausibel gemacht werden konnten, wurde ebenfalls auf Eingriffe verzichtet. Selbstverständlich gilt dies besonders für Dialektausdrücke. Bei fremdsprachigen Texten wurde in erster Linie auf Verständlichkeit und Authentizität Wert gelegt. Der Originaltreue wurde gegenüber der korrekten Grammatik in der Mehrzahl der Fälle der Vorrang gegeben und auf exzessive Emendationen infolge dessen verzichtet. Fehlschreibungen bei Namen wurden in der Regel emendiert. Die Schreibung fremdsprachiger Namen aus Kulturen mit nichtlateinischem (z. B. kyrillischem) Alphabet wurde aber beibehalten, selbst wenn sie keiner gängigen Transkription entspricht. Bei fremdsprachigen Texten wurden außerdem falsche Lexeme nur dann emendiert, wenn es sich um Fehlschreibungen handelt (z. B. engl. »too« statt »to« oder »two«), nicht aber, wenn die Fehler semantischer Natur sind (z. B. »criticisms« statt »reviews«).

Verzeichnis der Abkürzungen und diakritischen Zeichen

Für die Beschreibung der Textzeugen sowie die Provenienzangaben werden folgenden Siglen und Abkürzungen verwendet:

*          erschlossenes Archivmaterial bzw. erschlossene Information
Bl.        Blatt, Blätter
D         Druck
M         Manuskript
NL       Nachlass
S.         Seite    
Sign.    Signatur
Slg.      Sammlung
T          Typoskript
TNL    Teilnachlass

Weiterhin werden folgende diakritische Zeichen verwendet:

|          Abgrenzung von
/          Beginn einer neuen Zeile im Original
[ ]         Text der HerausgeberInnen
[…]      Auslassung der HerausgeberInnen (in Zitaten)

Für die Fundorte bzw. Archive werden folgende Abkürzungen verwendet:

AdK Akademie der Künste (Berlin)
BArch  Bundesarchiv (Berlin, Koblenz)
BayHStA Bayrisches Hauptstaatsarchiv (München)
BFI British Film Institute
DHM Deutsches Historisches Museum (Berlin)
DLA Deutsches Literaturarchiv (Marbach)
IfZ Institut für Zeitgeschichte (München)
ÖNB Österreichische Nationalbibliothek (Wien)
RGALI Russian State Archive of Literature and Art (Moskau)
StA Au Staatsarchiv Augsburg
StA M Staatsarchiv München
StLB Stadt- und Landesbibliothek (Dortmund)
UA Universitätsarchiv
UB Universitätsbibliothek
UT University of Texas at Austin
YUL Yale University Library